2.500 Quadratmeter groß ist das von der Familie Stricker geschaffene Refugium für Flora, Fauna und Besitzer.
Josef Köhne
Vörden . „Der Garten ist ein anderer Himmel mit Sternen aus Blumen“, lautet ein persisches Sprichwort. Viele Zeitgenossenmögenangesichts der zunehmenden Zahl von Steingärten, Schotterrasen und Kiesbeeten an dieser Aussage zweifeln. Ändern werden sie ihre Meinung jedoch wieder, wenn sie den von Eva Stricker angelegten Garten in der Nähe des Vördener Umspannwerkes besucht und ausgiebig betrachtet haben. Denn dort treffen sie auf eine ebenso erstaunliche wie farbenfrohe Vielfalt an heimischen Kräutern, prächtigen Stauden und verführerisch duftenden Blüten. Unter den etwa 70 Jahre alten Bäumen plätschert ein Brunnen, während in den Zweigen die auch in den Sommermonatemit Futter versorgten Vögel zwitschern. Im diesemewigen Spiel von Lichtund Schatten hat es sich die Familie Stricker gemütlich gemacht. Je nach Wetterlage und Wärmeempfinden kann sie zwischen mehreren Sitzplätzen und Ruhezonen wählen unddieNaturentspanntin vollen Zügen genießen. Aber ganz gleich, wo man auch Platz nimmt, man befindet sich im Grünen. Einmal ist man umrankt vom Wein, an anderer Stelle weckt der Duft der englischen Rosen die Sinne und ein Stück weiter sitzt man zwischen hohen Gräsern und Fackellilien. Mitten in dem Meer aus unterschiedlichsten Pflanzen, Kräutern und Blumen gedeihen neben einigen Reihen Kartoffeln Salat und Erdbeeren. An anderer Stelle duftet es zwischen Currykraut und Kresse und Minze.
Dahinter befindet sich ein Wasserspiel mit einem kleinen Teich, in dem Frösche badenoderdie gefiedertenFreunde des Menschen ihren Durst stillen und sich das Gefieder reinigen. Im dem kleinen, vom Grün gerahmten Gewächshaus reifen gesunde Tomaten und entlang des kunstvoll geschwungenen Weges erinnern rot leuchtende Walderdbeeren an eine noch nicht vom Menschen zerstörte Umwelt. Erst als sich ein kräftig krähender Hahn meldet wird deutlich, dass sich hinter einer nahezu undurchschaubaren Wand aus Blättern und Sträuchern „unsere kleine Hühnerfarm“ befindet.Ebensowieihre Besitzer genießen die braunen Legehennen, einige weiße Zwerghühner und der stolze Haremswächter den nach allen Seiten hin geschützten Freilauf. Auf die Frage, wie sie das alles so wunderbar gestaltet und auch bei hochsommerlichen Temperaturen frisch und am Blühen erhält, hat Eva Stricker eine ebenso einfache wie einleuchtende Antwort: „Man muss alles so dicht pflanzen, dass der Boden überall bedeckt ist,danntrocknet er nicht aus. Und man muss solche Pflanzen und Blumen in Beeten zusammenfügen, die im Verbund resistent sind und die farblich miteinander harmonieren.
Das können zum Beispiel Edelrosen, einfache Gräser und schlichte heimische Wildblumen sein, die nebeneinander gedeihen und nacheinander blühen.“ Die so zustande gekommenenFarbkombinationenspringen ins Auge und lassen den Blick immer wieder zurückwandern, um selbst die Bienen, Hummeln und kleinsten Insekten in großen Sträuchern und auf zierlichen Blüten zu betrachten. Ein anderer Teil des Gartens strahlt etwas Edles aus, ohne dass die dort wachsenden Obstbäume, der breit gefächerte Perückenstrauch, die Koniferen, die zwei Meter hohe Steppenkerze und der Oleander mit Metermaß oder Richtschnur in Reih und Glied gestellt worden wären. Der sich mit dem süßen Duft der Rosen mischende Lavendelgeruch wirkt belebend und zugleich beruhigend. Die mehr als 40 Rosensträucher sind größtenteils aus England und Kreationen des weltweit anerkannten und mehrfach ausgezeichneten Züchters David Austin. „Als Malerin liebe ich natürlich die leuchtenden Farben der Rosen ganz besonders“, sagt Eva Stricker mit einem zärtlichen Unterton, während ihre Hand ganz sanft über eine der duftenden gelben Blüten streift. Ebenso beeindruckend wie ihr Garten Eden, ist das von ihr geschaffene Gartenbuch. Die darin enthaltenen Fotos vonblühendenSträuchernund Stauden sowie von Buchsbaum gefassten Beeten lassen eine einzigartige Vielfalt und Kreativität erkennen. Und die von der kreativen Künstlerin aus einer Sitzgruppe heraus aufgenommenen Sonnenuntergänge geben dem Betrachter das Gefühl, dass es neben den Agrarwüsten noch Flecken gibt, in denen sich ein anderes, ein natürliches Leben abspielt.
Foto: Refugium für gestresste Menschen: Aus mehr als 200 verschiedenen Bäumen, Sträuchern, Stauden, Rankengewächsen, Gräsern, Kräutern und Blumen hat Eva Stricker auf ihrem 2.500 Quadratmeter großen Hausgrundstück ein kleines Paradies geformt.
Quelle: WESTFALEN-BLATT